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Blog

Der Pragmatist Helmut Erler schreibt zu den Themen Unternehmerfamilie, Unternehmensethik und Logovision.

08 Mai

Hoch lebe das Internet – für alle!

Die Frage, ob die Digitalisierung für die Menschheit gut oder schlecht ist, ist nicht eindeutig zu beantworten. Der Gebrauch von Big Data kann für die Vernetzung von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Entwicklung eines Corona- Impfstoffes ein Segen sein. Gleichzeitig führen die „freiwillig“ erfassten Bewegungsdaten zum Überwachungsstaat und der äußerst kritischen Einschränkung der persönlichen Freiheit.

Nehmen wir zur Kenntnis: Die Digitalisierung ist einem Tsunami gleich nicht aufhaltbar!
Ebenso Faktum ist die Ansammlung einer nicht vorstellbaren Menge an individuellen Daten. Der Herr über diese Daten hat die Macht. „Big Brother is watching you!“, ist man versucht, laut auszurufen. Wollen wir das? In vielen Fällen wird diese Entwicklung aktiv und massiv bekämpft, in den meisten Fällen nicht einmal wahrgenommen. Wir liefern selbst mit fast jedem Mausklick vollkommen unbewusst aber gänzlich freiwillig und unerzwungen Informationen in die virtuelle Welt. Wir füttern den großen Bruder permanent, ohne darauf vertrauen zu können, dass er irgendwann wegen der massiven Überfütterung zerplatzt.

Es gibt eine große Bevölkerungsgruppe, die – zumeist unfreiwillig – keinen Zugang zur virtuellen Welt hat. Ihr Glücklichen! ist man versucht auszurufen, denn sie müssen sich mit den vorgenannten Problemen nicht beschäftigen. Jedoch darf nicht übersehen werden, welche bedeutenden Nachteile sie ohne Zugang zum Internet in Kauf nehmen müssen. Sie sind von einem Großteil der heutzutage wichtigsten Interaktionsmöglichkeiten ausgeschlossen.

Die Frage ist nicht, ob wir Internet brauchen, sondern, ob wir Zugang dazu haben und wie wir es nutzen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, und der Shutdown durch Corona hat uns diese Tatsache klar vor Augen geführt, dass es nach wie vor viele Menschen gibt, die an diesen Prozessen nicht teilhaben können. Und wir müssen nicht in die armen Regionen dieser Welt schauen, um dies zu erkennen. Eine bedeutende Anzahl von Schülerinnen und Schülern konnten in den letzten Wochen am virtuellen Unterricht nicht teilnehmen, weil es ihnen an technischer Ausrüstung fehlte. In die Arbeitslosigkeit geschlitterte Menschen konnten sich nicht beim AMS anmelden, weil das alles so kompliziert ist. Ältere Menschen waren über Wochen von sozialen Kontakten mit Ihren engsten Angehörigen ausgeschlossen, weil ihnen die digitale Welt ohne fremde Hilfe verschlossen bleibt.

Wir haben erkannt, dass es unmittelbar ernstgemeinter Initiativen bedarf, um allen Bevölkerungsgruppen Zugang zur virtuellen Welt zu ermöglichen. So bedarf es finanzieller Unterstützung zur Bereitstellung der erforderlichen technischen Einrichtungen wie möglichst schnellem Internetanschluss oder einem internetfähigen Computer. Es ist erforderlich, Internet selbst in die hintersten Täler zu bringen, sei es per Kabel oder auch mobil. Es muss Kindern schon sehr früh vermittelt werden, wie man bewusst und nutzenstiftend die Möglichkeiten des Cyberspace einsetzen kann; dabei ist besondere Aufmerksamkeit auf möglichen Missbrauch zu legen. Das Erlernen des Gebrauchs und zweckbestimmten Einsatzes ist allen Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.

Wer kann das alles bewerkstelligen?
Wieder mal ist die Politik gefordert, wieder mal wird sie an diesen großen Herausforderungen scheitern. Private Initiativen werden den Bedarf erkennen und decken. Sie werden die Schwerpunkte setzen und das Veränderungstempo vorgeben. Ob immer zum Wohl aller Menschen bleibt abzuwarten, zumal hier meist ökonomische Aspekte im Vordergrund stehen. Auch ist in Zweifel zu ziehen, ob insbesondere die heute benachteiligten Bevölkerungsgruppen dadurch profitieren werden.
Ohne Internet zu leben bedeutet soziale Ausgrenzung und erschwerter Zugang zu Dienstleistungen, sowohl von privaten als auch von öffentlichen Anbietern. Die Einschränkung der Mobilität behindert den beruflichen Aufstieg.

Digitalisierung ist unaufhaltsam. Ebenso führt kein Weg an Big Data vorbei. Ergeben wir uns unserem Schicksal!
Sorgen wir dafür, dass zumindest annähernde Chancengleichheit für alle hergestellt wird. Hoch lebe das Internet – für alle!