01 April
Solidarität auf dem Prüfstand
Die Bevölkerungsmehrheit versucht eine Minderheit zu schützen. Ein außergewöhnlicher Akt der Solidarität. Nur wenigen sind die Gesundheit und das Leben von älteren und medizinisch vorbelasteten Menschen nichts wert. Sie bewegen sich uneingeschränkt und feiern Corona-Partys ohne Berücksichtigung der Gefahr der Verbreitung der gefährlichen Krankheit. Für die große Mehrheit gilt: welche Einschränkungen des täglichen Lebens hält die momentan beeindruckend gelebte Solidarität wie lange aus? Haben wir es hier mit einer temporären Erscheinung zu tun, oder ist dies eine Abbildung eines massiven, nachhaltigen Wandels in der Gesellschaft?
Der Philosoph begrüßt und bewundert die aktuell gezeigte Solidarität. Eine zivilisierte Gesellschaft schützt immer die Alten und Schwachen. Wir wissen aber, wie schmal der Grat ist, der hier beschritten wird. Der Optimist geht von einer nachhaltig geänderten Geisteshaltung aus. Der Pessimist meint, dass es mit der Solidarität bald wieder vorbei sein wird. Das eigene Hemd ist einem eben immer am nächsten.
Die kommende Entwicklung ist nicht nur intellektuell interessant, sondern wird unser aller Leben und Zusammenleben bestimmen. Für welche Richtung werden wir uns entscheiden? Wollen wir eine solidarische Gesellschaft oder einen Rückfall in den unlimitierten Individualismus? Gemeinsam bestimmen wir die Richtung.